Seit 2005 werden auf der Kindergedenkstätte auf dem Friedhof in Hannover Stöcken zweimal im Jahr (Frühjahr und Herbst) Gemeinschaftsbestattungen durchgeführt.

Welche Kliniken bestatten hier gemeinschaftlich?
Hier werden die nicht bestattungspflichtigen Kinder der Kliniken Diakovere Henriettenstiftung und Friederikenstift sowie der MHH beigesetzt. Die Gemeinschaftsbeisetzung ist unabhängig von Religions- und Glaubensüberzeugungen. Jede Klinik lädt dazu ihre Eltern entsprechend ein.

Wie kann ich mir eine Gemeinschaftsbestattung vorstellen?
Diese Frage wird häufig gestellt. Deshalb folgt hier ein grober Ablauf:

Zunächst treffen wir uns in der Friedhofskapelle. Diese liegt unmittelbar rechts neben dem Eingang. Eine Mitarbeiterin weist dazu auch den Weg. Hauptverantwortlich für die Gedenkfeier sind die Krankenhausseelsorgerinnen der drei Kliniken. In der Kapelle warten dann alle Eltern und die Menschen, die sie begleiten. Ein Programm führt durch den Ablauf der Gedenkfeier.
Inhaltlich gibt es eine Einladung zu Gebeten, Liedern und einem Erinnerungsritual mit Kerzen, sowie eine Ansprache. Am Ausgang werden Blumen verteilt, aber man darf auch gerne persönlich Blumen mitbringen oder auch einen Brief in das Grab legen. Im Anschluss gehen alle gemeinsam zum Grab. Nach der Grablegung und abschließenden Worten ist Zeit für jeden, sich individuell zu verabschieden.

Wer ist eingeladen?
Eingeladen sind die Eltern der verstorbenen Kinder, sowie alle Personen, die von den Kindern Abschied nehmen möchten. Das heißt, auch Großeltern, Freunde und auch Geschwisterkinder dürfen natürlich gerne an der Trauerfeier teilnehmen. Jede und jeder ist dazu willkommen, unabhängig vom persönlichen Glauben und der Religionszugehörigkeit.
Die Anzahl der Trauergäste variiert stark, meist sind jedoch alle Plätze besetzt.

Und andere Kliniken?
Sollten Sie in einem anderen Krankenhaus entbunden haben, erkundigen Sie sich dort bitte direkt nach den Terminen und Abläufen.

Erfahrungsbericht

Liebe Heidi,
ich möchte dir erzählen wie es mir geht und wie wichtig einige Schritte in den letzten Monaten für mich waren…
Nach der Geburt Ende Dezember, Anfang des 6.Monat von Henri & Karlotta und das Einschlafen, das Aufhören des kleinen Herzschlag meiner Babys in meinen Händen, ist mein Leben die reinste Achterbahnfahrt gewesen. Ich wusste nichts mehr, ich habe die Welt nicht mehr verstanden, habe alles in Frage gestellt, mich zu Hause, nicht mehr geborgen und sicher gefühlt und dachte viel über mein extremes Gefühlschaos nach…Und dann habe ich Hilfe erfahren!!! Danke!

Durch die „leere Wiege“ und die vielen Gespräche habe ich wieder ein wenig Ordnung in meinem zauberhaften Leben finden können. Es ist wichtig für mich, jeden Tag diese winzigen Schritte vorwärts zu gehen, denn es gibt auch viele Tage an denen ich 3 Schritte zurück gehe…
Ein ganz wichtiger Schritt, war die Beerdigung der beiden. Wir haben leider erst zu spät erfahren, dass wir auch, obwohl die beiden noch sehr klein & leicht waren, eine Einzelbestattung hätten haben dürfen. Das Krankenhaus lässt zweimal im Jahr mit den anderen Krankenhäusern zusammen, die verstorbenen Kinder in einer Gemeinschaftsbestattung beerdigen. Im Frühjahr und im Herbst.

Für uns war der Apriltermin aber ja noch so weit entfernt. Es war doch gerade erst einmal Dezember. Ich habe oft darüber nachgedacht, wie es sein wird, wenn ich die Körper an einem Ort weiß und die Seelen in den Himmel reisen. Ich habe oft darüber nachgedacht, wie es sein wird, wenn ich meine Babys also wirklich gehen lassen muss. Wie es sein wird, wenn Henri & Karlotta zu Grabe gelassen werden.

Ich habe sehr viel Angst vor diesem Tag gehabt, der nun doch immer näher kam. Ein paar Wochen vor dem Termin haben wir eine Einladung vom Krankenhaus bekommen. Es war komisch, meine Gefühle waren doch gerade wieder etwas sortierter und ich dachte etwas Normalität zurück bekommen zu haben, aber es wirbelte wieder alles durcheinander. Der Tag der Bestattung rückte immer näher im Kalender und ich wurde zunehmend unruhiger und trauriger. Und plötzlich war er da, der Tag an dem unsere Babys beerdigt werden sollten. Wir machten uns fertig und schon den ganzen Tag rollten Tränchen über mein Gesicht. Totales Gefühlschaos, ich wusste nicht, ob ich es für gut oder schlecht befinden sollte. Und wählte anschließend meinen roten Mantel an der Garderobe aus, unsere Babys hätten sich ein Lächeln gewünscht, kein trostloses schwarz und dieser Mantel zaubert mir und Tom immer ein Lächeln ins Gesicht, er strahlt mit seinem kräftigen rot so viel aus.

Ein kurzer Moment auf dem Weg zum Friedhof in Stöcken, weckte in mir das Gefühl dort nicht hin zu wollen. War ich wirklich schon bereit dafür? Durch liebe Worte von Tom, bin ich stark geblieben und nicht umgekehrt. Zum Glück. Die Andacht war liebevoll und farbenfroh gestaltet, wie ein Regenbogen. Die kleinen Särge, in denen unsere verstorbenen Babys lagen mit bunten Blumen verziert. Draußen war es trüb und grau und ich wünschte mir auf dem Weg zur Kindergedenkstätte einen Sonnenstrahl. An der Gedenkstätte angekommen, gab es noch einige einfühlsamen Worte und dann wurden unsere Babys, mit allen anderen verstorbenen Kindern zu Grabe gelassen. Alle Elternteile, Verwandte und Freunde die dort waren, hatten die Möglichkeit sich mit Erde, Blütenblättern und ganz viel Zeit von den Kindern zu verabschieden.

Auch wir haben uns verabschiedet und die Seelen frei gelassen, „Erde zu Erde“ so soll es sein und so haben wir beide, Tom und ich jeder eine Handvoll Erde mit ins Grab gegeben. Jeder von uns hatte auch noch einen selbstgehäkelten Erinnerungsschmetterling, den er mit ins Grab gab und den anderen haben wir mit nach Hause genommen. Die Sonne hat sich zwischen den Wolken gezeigt und zauberte uns ein Lächeln ins Gesicht. Es war ein gutes Gefühl. Schwierig zu beschreiben, aber es ist wichtig und der richtige Schritt gewesen und hat mich wieder ein Stück leichter fühlen lassen. Jetzt haben wir einen Ort. Die Angst, wir würden unsere Kinder damit ganz gehen lassen ist nicht eingetroffen. Ganz im Gegenteil, ich fühle sie noch näher und spüre jeden Tag die große Liebe, die sie in mir auslösen, ich freue mich wieder über Kleinigkeiten, über jeden Regenbogen und jeden Schmetterling und über die Sterne am Himmel und stelle mir vor, es ist ein Gruß, eine Umarmung oder einzigartiger Kuss, den mir Henri & Karlotta aus dem Himmel schicken!

Der Gedanke den du mir mit auf den Weg gegeben hast ist wundervoll, Henri und Karlotta spielen jetzt im himmlischen Kindergarten und sind glücklich darüber nicht alleine sein zu müssen!
Deine Klara

Kurz & Kompakt

Wo?
Treffen an der Friedhofskapelle des Stöckener Friedhofs in Hannover,
Stöckener Straße 68, 30419 Hannover

Wann?
Freitag, den 5. April 2024 um 14 Uhr
Freitag, den 18. Oktober 2024 um 14 Uhr

Die Gemeinschaftsbestattung ist offen für Menschen aller Religionen und Weltanschauungen. Es können Eltern, Geschwister, Großeltern und Freund*innen teilnehmen.